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Sonntagsfragen-Liveansicht: SPD jetzt bei kleinen Parteien sichtbar

Die bahnbrechenden Fortschritte der SPD im Hinblick auf ihr „Projekt 5%“ zwingen mich zur Neuausrichtung einiger Plots meiner Sonntagsfragen-Liveansicht (http://www.dkriesel.com/sonntagsfrage). In den Plots, die den Fokus auf die kleinen Parteien legen (eigentlich AfD, Grüne, Linke, FDP) wird die SPD jetzt mit angezeigt, sofern sie in den Prozentbereich der kleinen Parteien vordringt. Diese Konstellation hatte ich mir beim programmieren nicht träumen lassen. Danke für eure Zuschriften. Was ich mache, wenn die SPD das Anschlussvorhaben „Projekt SPD – Sonstige Partei Deutschlands“ in Angriff nimmt und den Bereich der kleinen Parteien wieder nach unten verlässt, überlege ich mir noch. 8-)

Auch anderweitig ist die Sonntagsfragen-Ansicht nun auf den neuesten Stand gebracht und die Diagramm-Zeiträume sind sinnvoller gesetzt (30-Tage-Ansicht ausgetauscht durch 90 Tage, und die Ansicht ab Start 2017 ist ausgetauscht in eine Ansicht „seit letzter Wahl“). Erstere Ansicht findet ihr nachfolgend.

Findet den Unterschied

Man braucht schon mathematische Verfahren aus dem Big Data-Bereich, um die Grenzen der Parteien zu entdecken.

Die Zeit vor der Wahl, ein Routinebetrieb, so scheint es. Die Medien zitieren fast täglich neue Umfragen und man selbst macht sich Gedanken, wem man dieses mal eine Stimme schenken will – oder welche Parteien man überhaupt für wählbar hält. In diesem Jahr ist die Entscheidungsfindung besonders schwer. Zum einen drängt sich dem interessierten Bürger das Gefühl auf, dass der türkische Präsident Erdoğan in Deutschland engagierter für sein Referendum wahlkämpft als die Volksparteien für die Bundestagswahl; zum anderen helfen auch die inhaltlich hochangereicherten Slogans der Parteien nur bedingt.

Ein Ausweg soll sein: der Wahl-O-Mat, angeboten von der Bundeszentrale für politische Bildung. Dahinter steckt ein populärer Computeralgorithmus, der als Informationsangebot gedacht ist, aber auch als Entscheidungshilfe für die Wahl dienen kann. Er funktioniert leicht vereinfacht so: Die zur Wahl stehenden Parteien werden zu 38 Thesen befragt. Die Parteien dürfen zu jeder These aus drei Antworten wählen: Zustimmung, Ablehnung und Neutralität. Die Antworten der Parteien werden im Wahl-O-Mat gespeichert. Jetzt ist der Wähler dran: er darf zu denselben Thesen ebenfalls zustimmen, ablehnen oder neutral antworten. Die Antwortkette wird mit den Antwortketten der Parteien verglichen. Übereinstimmende Antworten geben zwei Punkte, gegensätzliche Zustimmung beziehungsweise Ablehnung ergeben null Punkte. Kombinationen wie ‚Neutral und Ablehnung‘ ergeben einen Punkt. Für jede Partei erhält man so den Prozentsatz der maximal möglichen Punkte. Diese Antwort soll Orientierung liefern, welche Partei am besten zum eigenen Meinungsbild passt.

Mathematisch ist dieser Ansatz sehr vielversprechend. Allein: Er nützt dieses Jahr nicht viel. Denn es stimmt ja, was der Herausgeber dieser Zeitung bemängelte (siehe F.A.Z. vom 8. September): Wenn sich mehrere Parteiprogramme so stark ähneln, dass am Ende alle nur ein paar Prozentpunkte unterschiedlich weit von meinen Wünschen entfernt liegen, hilft die Information auch nicht recht weiter. Was nützt eine Wahlempfehlung, bei der die vier heute im Bundestag vertretenen Parteien sich gewissermaßen den ersten Platz teilen?

Wahl-O-Mat-Auswertung Bundestagswahl 2017, Teil 2: Thesen- und Parteienverwandtschaften

Heute geht es noch mal ein bisschen um den Wahl-O-Mat. Wie letztes mal werte ich die Parteien nach ihren Antworten auf die Wahl-O-Mat-Thesen aus, aber diesmal rendere ich daraus keine Landkarte, sondern eine Cluster Heatmap. Diese Art der Grafik ist etwas komplexer. Dafür ist sie sehr Informationstragend. Ich präsentiere sie wieder zuerst, und danach führe ich euch schrittweise heran. Wie immer könnt ihr die Grafik zum Vergrößern klicken.

Auswertung des Bundestags-Wahl-O-Mats 2017 zu einer Parteienlandkarte

Jeder kennt von euch sicherlich den Wahl-O-Mat. Man bekundet seine Zustimmung oder Ablehnung gegenüber verschiedenen Thesen. Das machen auch die Parteien, die sich zur Bundestagswahl stellen. Und daran, wie ähnlich oder unähnlich die eigenen Antworten zu den Antworten der Parteien sind, kriegt man dann Parteien zur Wahl empfohlen.

Das ermöglicht aber auch, die Antworten aller Parteien abzusaugen und gegeneinander auszuwerten. Heraus kommt die folgende Landkarte. Ähnliche Parteien sind miteinander verbunden. Je ähnlicher, desto stärker sind sie verbunden, und desto näher liegen sie beieinander.

Und siehe da, die politischen Richtungen von Links nach Rechts haben sich ganz von alleine ungefähr herauskristallisiert (ich musste die Karte nur noch drehen, so dass Links auch Links und Rechts Rechts ist). Siehe hierzu aber auch einen Edit am Schluss.

Ihr könnt den Graph nutzen, um jetzt auch die kleineren Parteien zu verorten, von deren Existenz ihr vielleicht noch gar nichts wusstet. Interessant ist auch, dass man deutlich sieht, wie sich eine sehr stark verbundene, weil sehr homogene Gruppe aus anscheinend linken Parteien herauskristallisiert hat.

Bild klicken zum Vergrößern. Die Größe der Parteien ist übrigens proportional zu deren Umfragewerten zum Erstellzeitpunkt des Artikels, wobei ich die Kleinstparteien aber hart auf 2% gesetzt habe, damit man die besser sieht.

Im Rest des Artikels findet ihr ein paar Informationen zur Methodik und warum die Landkarte mit Vorsicht zu genießen ist.