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Sonntagsfrage zur Bundestagswahl, garantiert unaufgeregt
Auf dieser Seite findet ihr die Ergebnisse der Sonntagsfrage der gängigen Wahlforschungsinstitute (hier Allensbach, Emnid, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest, dimap, INSA, Ipsos und YouGov) in verschiedenen einfach zugänglichen Ansichten. Die Datenquelle ist http://www.wahlrecht.de.
Alle Charts werden mehrmals am Tag aktualisiert und Ihr könnt jedes Chart zur Vergrößerung anklicken.
Motivation
Ihr habt keine Lust mehr, die Bundestagswahl-Umfragen nachzuverfolgen und verschiedene Institute zu vergleichen? Ich auch nicht. Außerdem geht es mir auf den Nerv, dass in der Presse jede neue Umfrage reißerisch als neue Wahrheit verkauft wird – das gerne auch in Relation zu einer kurz zuvor erfolgten Umfrage eines ganze anderen Institutes.
"Rückschlag für Union und SPD" titelt beispielsweise die FAZ. Damit meint sie zwei Datenpunkte, nämlich die damals aktuellen Umfragen von Bild am Sonntag und Emnid. Dass in den vergangenen Tagen etliche weitere Datenpunkte von anderen Instituten gesammelt wurden, betrachtet sie nicht. Dabei liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo in der Mitte zwischen diesen Instituten. Die FAZ war jetzt ein Zufallsopfer von mir – So läuft es im Grunde überall. Einzelne Messpunkte werden als Wahrheiten betrachtet und im Titel aufgebauscht.
Die Konsequenz? Wer sich informieren will, muss selbst ran. Und wenn man sich die Infos erarbeitet hat, kann man sie ja auch gleich weitergeben. Ich versuche meine Auswertung im Vergleich zur Tagespresse genau andersrum zu machen. Einzelne Datenpunkte wiegen relativ wenig, vielmehr sieht man stabilere Trends.
Schlagzeilen der Stunde, garantiert aufgeregt!!1
Damit ich mir nicht immer den Vorwurf „Nerd macht spannende Presse langweilig“ anhören muss, gibt es hier vor den eigentlichen Auswertungen noch ein paar automatisch aus den Daten generierte, reißerische Schlagzeilen, damit niemand etwas vermisst.
Das funktioniert so: Ich wähle zwei verschiedene Umfragen aus der jüngsten Vergangenheit (dürfen nicht beide vom selben Tag kommen). Danach werden die Veränderungen der Prozentwerte zwischen beiden Umfragen ermittelt, als alleinige Wahrheit gesehen, und zwar auch dann, wenn zeitgleiche Umfragen die gegenteilige Aussage haben, und das ganze aufgebauscht. Wohl bekomm's!
Auswertung der Sonntagsfragen
Sonntagsfrage für die letzten 90 Tage
Wenn ihr nur die letzten 90 Tage betrachtet, könnt ihr sehr gut aktuelle Trends erkennen. Die Punkte sind einzelne Umfragen. Die Linie ist der gleitende Mittelwert. In dieser sehr detaillierten Ansicht sind die Datenpunkte nicht als Punkte dargestellt, sondern als Abkürzungen der Institute, von denen sie kommen. So könnt ihr auch direkt, ob Parteien bei bestimmten Instituten systematisch besser oder schlechter wegkommen als bei den anderen, also immer deutlich über oder unter der Durchschnittslinie liegen. (Eine systematische Auswertung der Institutsschlagseiten findet sich weiter unten). Institute: Allensbach, Dimap, Emnid, Forsa, GMS, Insa, Ipsos, Politbarometer, Yougov.
Die aktuellsten 7 Tage (und damit die, von deren Werten der aktuelle Durchschnitt, also der aktuellste Linienpunkt kommt), sind grau unterlegt. Damit wir genauer sehen können, wie sich die kleineren Parteien entwickeln, hier der gleiche Plot, nur mit Fokus auf den niedrigeren Prozentbereich (Achtung: Y-Achse beginnt hier nicht bei null, damit man mehr sieht).
Bei genauem Hinsehen werdet ihr zusätzlich zu den dicken Durchschnittslinien sehr feine Linien erkennen. Diese verfolgen die Datenpunkte der aktuellst geupdateten Institute nach, so kann man diese direkt institutsintern mit ihren Vorgängern vergleichen.
Sonntagsfrage seit der Bundestagswahl 2021
Wir zoomen raus – hier nun eine zeitlich weiter gefasste Ansicht: Sonntagsfragendaten seit der Bundestagswahl 2021, mit kleineren Punkten für die einzelnen Umfragen.
Auch hier gibt es wieder eine Ansicht mit Fokus auf die kleineren Parteien (Wieder beginnt hier die Y-Achse nicht zwangsläufig bei null).
Sonntagsfrage seit 1998
Und zum Schluss noch die ganz große Ansicht: Alle Sonntagsfragenwerte seit 1998.
Schön zu sehen links unten ein paar rechte Parteien der späten Neunziger, hier alle gleich braun eingefärbt. Den verschiedenen Vorläufern der Linkspartei habe ich zur besseren Zuordnung die gleiche Farbe gegeben wie der Linkspartei (violett).
Man sieht schön das Hoch der Grünen nach Fukushima, den kurzen Höhenflug der Piratenpartei (orange), den Weg der FDP zu Rock Bottom nach 2010, den „Schulz-Zug“ der SPD vor der Wahl 2017, sowie die Baerbock-Bahn und den Laschet-Schlafwagen vor der Wahl 2021.
Anmerkungen zur Vorgehensweise
Für jede Partei nehme ich die Umfragewerte aller Institute gleichzeitig. Um eine einigermaßen glatte Linie für jede Partei zu berechnen, gucke ich für jeden Tag, welche Umfragewerte für eine Partei in 15 Tagen (7 vor dem Tag, 7 nach dem Tag, und den Tag selbst) veröffentlicht wurden. Aus diesem „gleitenden Fenster“ von Umfragewerten bilde ich den Mittelwert („gleitender Mittelwert“). Die gleitenden Mittelwerte für jeden Tag ergeben dann die gezeichnete Linie für jede Partei. Das bedeutet, dass die Aktuellsten Punkte der Linien nur die Umfragewerte der aktuellsten 8 Tage zurückgreifen (die zukünftigen 7 Tage des Fensters ist ja leer).
So erhält man eine stabile Linie, die auf einzelne Ausreißer anders als die Presse wenig Rücksicht nimmt, und gleichzeitig ein leicht stärkeres Gewicht aktueller Umfragewerte am aktuellen Ende der Linie, was aktuelle Tendenzen gut sichtbar macht.
Bei den detailreicheren Plots findet ihr um die Linien herum noch Buchstaben in den Parteifarben. Das sind die einzelnen Umfragewerte, und der Buchstabe repräsentiert das Quellinstitut. So habt ihr direkt einen Eindruck von der Streuung der Originaldaten und von den Tendenzen einzelner Institute, die durchaus vorhanden sind.
Schlagseitenanalyse für alle Institute
Wenn man die obigen Charts anguckt, fällt auf, dass manche Parteien bei manchen Instituten sytematisch besser oder schlechter wegkommen als der Durchschnitt. Prominentes Beispiel: Die Datenpunkte der Grünen vom Institut „Politbarometer“ liegen systematisch deutlich über der Durchschnittslinie. Das hat mich nun für alle Institute und Parteien interessiert! Welches Institut hat welche Schlagseite bei welchen Parteien?
Hierfür gibt es die nachfolgenden Plots – für jedes Institut eins. Gemessen wird die Differenz von jedem Datenpunkt des Institutes zur Durchschnittslinie in meinen zeitlichen Verlaufsplots. Diese Plots stellen dann Verteilungen dieser Differenzen für jede Partei dar. Ist für eine Partei eine Verteilung stark über Null (also rechts), so kommt diese Partei in diesem Institut systematisch besser als der Durchschnitt weg. Ist die Verteilung stark unter Null (also links), bewertet das Institut die Partei systematisch eher schlechter als der Durchschnitt. Unser obiges beispiel mit den Grünen beim Politbarometer sorgt also dafür, dass die Grünen im Politbarometerplot einen Verteilungshaufen deutlich rechts der Null aufweisen. Dadurch, dass Verteilungen geplottet werden, kann man auch direkt sehen, wieviel Varianz in den Bewertungen pro Partei im Vergleich zur Durchschnittslinie ist.
Verteilungen, die stark von der Norm abweichen, sind automatisch hervorgehoben (dickere Linie und Füllung), so dass man auf den ersten Blick sehen kann, welche Parteien bei welchem Institut interessant zu betrachten sind. Zugrunde liegen Datenpunkte ab 2022. Sämtliche Kommentare sind Stand Oktober 2023 und können mit der Zeit falsch werden.
Neuere Parteien mögen noch nicht genug Datenpunkte haben, um hier aufzutauchen.
GMS ist ein interessantes Institut: Stand Oktober 2023 sind alle Parteien so nah an der Durchschnittslinie, dass keine des hervorhebens wert war.
YouGov ist quasi das Gegenteil von GMS: Alle Parteien kommen systematisch besser oder schlechter weg als der Schnitt.
Zum guten Schluss gibt es noch eine Zusammenfassung der Durchschnittswerte aller Schlagseiten aller Institute als Heatmap (in Rot-Blau wegen der Farbenblinden). Der WItz an dieser Visualisierung ist, dass die Institute nach Ähnlichkeit der Schlagseiten geordnet sind.
Updates (Danke für eure Zuschriften!)
08.08.2017
- Plots nutzen die Fläche jetzt besser.
- Y-Achsen-Titel zugefügt.
- Datum im Titel geändert auf Stand der Daten (vom Zeitpunkt der Generierung).
- Information hinzugefügt, welche Datenquellen zuletzt aktualisiert wurden.
- Plotmaße verkleinert, DPI aber erhöht (resultiert in ähnlicher Bildgröße, aber dickeren Linien, größeren Labeln und und größerer Schrift).
- Y-Achsen der Plots, die nicht nur die kleinen Parteien betrachten, beginnen jetzt bei 0.
- Die Plots enden zeitlich jetzt beim aktuellsten Datenpunkt, nicht mehr beim jetzigen Zeitpunkt.
09.08.2017
- Punkte für einzelne Umfragewerte hinzugefügt
- Danach Punkte transparent gemacht, so dass man direkt sieht, wenn mehrere übereinander liegen
- Kurven werden jetzt über einen 14-day centered moving average berechnet. Sehr hochfrequente Schwingungen werden zusätzlich geglättet. Ich habe mich damit zunächst schwer getan, weil diese Art der Aggregation am ganz rechten Rand eine andere Krümmung der Linien suggerieren kann, als tatsächlich stattfindet. Habe mich dann aber doch dazu durchgerungen, weil es einfach die intuitiv besten und lag-freisten Ergebnisse lieferte.
- FDP hat jetzt einen dunkleren Gelbton, der besser erkennbar ist (ich hatte kurzfristig erwogen, denen angesichts ihrer Neufärbung ein knalliges Pink zu verpassen, dann waren die Plots aber insgesamt weniger ästhetisch)
10.08.2017
- Stylesheet der Diagramme vom Seaborn-Standarddesign weg geändert - weißer Hintergrund für besseren Kontrast insgesamt.
- Dunkleres Orange für die Piraten.
- Institute Ipsos und Yougov zugefügt.
19.08.2017
- Instituts-Tendenz-Auswertungen hinzugefügt
27.08.2017
- In 30-Tage-Plots aktuellste Woche grau hinterlegt
- In Plots, bei denen einzelne Datenpunkte sichtbar sind, diese leicht verrauscht, damit sie sich in der Ansicht nicht komplett überdecken
08.07.2018
- Ansicht der Institute rausgenommen, hat kaum einen interessiert und war weniger Einsichtsvoll als ich dachte
- Text gestrafft und von der Bundestagswahl losgelöst
- 30-Tage-Ansicht gegen 90-Tage-Ansicht ausgetauscht
- „Seit-Start-2017“-Ansicht gegen „Seit-Bundestagswahl-2017“-Ansicht ausgetauscht
- Die SPD zwingt mich zu einer Neuausrichtung: In den Plots mit Fokus auf die kleinen Parteien sind jetzt auch ehemals größere Parteien sichtbar, die in den Bereich der kleinen Parteien vordringen.
01.04.2020
- In den detaillierten Plots die Datenpunkte durch Kürzel der Institute ersetzt.
18.08.2021
- Nichtwähler eingefügt
- Sonstige eingefügt
- Achsenbeschriftungen jetzt rechts
- Diverse kleine Verbesserungen im Layout
27.08.2021
- Schlagzeilengenerator zugefügt
- Texte gestrafft
22.10.2023
- Schlagseitenanalyse für die Institute hinzugefügt
- Heatmap aller Schlagseiten hinzugefügt
- Hilfslinien für die Nachverfolgung der Datenpunkte der aktuellst geupdateten Institute in die Detail-Plots gebaut
- Bundestagswahlen im großen Plot seit 1998 markiert (dieser Wunsch kommt schon seit drölf Jahren von etlichen Benutzern, ich war aber nie dazu gekommen. Sorry)
- Aufgrund der interessanten politischen Situation Code für das Hinzukommen von Parteien vorbereitet
23.10.2023
- Freie Wähler sind jetzt drin, wo die Institute es offiziell (und nicht nur als Teil der „Sonstigen“) hergeben.
- „Sonstige“ in den Detailreicheren Plots raus
02.02.2024
- BSW ist drin
- Code für weitere Parteien vorbereitet
- Farben angepasst
- AfD aus den kleinen Parteien rausgenommen. Das ist kein politisches Statement, aber wenn eine alle andern im „kleinen“ Plot nach unten drückt. weil sie dauerhaft auf über 20% ist, bringts halt nix. Es ist jetzt etwas besser, ich erwäge allerdings noch, auch SPD und Grüne zu streichen. Auf der anderen Seite geht der „kleine“ Plot dann nur bis 8%. Bin unschlüssig. Die Zeit wird es zeigen. Edit: SPD und Grüne auch aus den „kleinen“ gestrichen.
TODO
- Linkes / rechtes lager
- Koalitionen