Xerox untersucht neue Nummernvertauschungs-Funde
Im zweiten Presse-Statement von Xerox hat Rick Dastin, Vice President at Xerox Corporation, gesagt: „You will not see a character substitution issue when scanning with the factory default settings.“ In Xerox' offiziellem Technischen Statement zum Thema werden diese factory default settings definiert: Gemeint sind der Kompressionsmodus „higher“ und eine Auflösung von mindestens 200 dpi. Für diesen Kompressionsmodus (und den darüber) sind auch keine „character substitution“-Hinweise in den Bedienungsanleitungen oder Admin-Panels; zumindest nicht in denen, die ich kenne.
Heute im Laufe des Tages konnte ich nun das Nummernvertauschungsproblem auf einem Xerox WorkCentre 7545 reproduzieren, und zwar unter Benutzung des „higher“-Kompressionsmodus, mit noch großzügiger gewählten 300 dpi Auflösung. Wie ihr euch alle vorstellen könnt, könnte das auf ein sehr ernstes Problem hindeuten. Nicht nur würde das Zahlenvertauschen auch mit den Fabrikeinstellungen vorkommen und damit alle betreffen, auch Xerox' Pressestatements wären nicht akkurat gewesen, wenn auch sicher wohlgemeint.
Da ich Xerox nicht unbedacht Schaden zufügen wollte musste ich sicher sein dass ich keinen Fehler gemacht hatte, also musste der Fund bestmöglich verifiziert werden. Als Kompromiss habe ich die Neuigkeit einige Stunden zurückgehalten, und zunächst einmal Francis Tse informiert, Imaging System Architect at Xerox Corporation. In der Folge haben wir über die letzten Stunden in engem telefonischen Kontakt gestanden. Ich habe Herrn Tse einige Infos gesendet:
- Eine präzise Dokumentation aller Einstellungen, die ich auf dem WorkCentre 7545 getroffen habe, wie auch Informationen über den genauen Prozess der Problemreplikation
- mein Testdokument, was ich zur Problemreplikation benutzt habe (ihr kennt es, es ist mein Tif-file, das die halbe Welt benutzt hat um das Problem zu replizieren)
- und, um es Herrn Tse etwas bequemer zu machen, ein Bild mit markierten „falschen Achten“ (nicht erschöpfend), die klar an ihrer charakteristischen Delle in der Mitte erkennbar sind und eigentlich Sechsen sein sollten (klickt zum Vergrößern):
Herr Tse hat mir bestätigt, dass ich alle Einstellungen richtig gesetzt hatte, so wie von Xerox gewünscht. Konsequenterweise hat er auch bestätigt, vertauschte Zahlen zu sehen, obwohl es sich um die von Xerox empfohlenen Fabrikeinstellungen handelt. Wir haben auch darin übereingestimmt, dass einige Zahlen so aussehen, als wären sie Pixel für Pixel über das Papier hinweg kopiert oder verschoben worden. Schaut euch das folgende Bild an (es ist eine vergrößerte Version des oben blau markierten Rechtecks):
Die rot markierten Zahlengruppen scheinen Pixel für Pixel identische Zahlen zu haben. Das ist etwas, was intuitiv sehr unwahrscheinlich ist, denn auf dem Papier gab es schon winzige Artefakte, weil die Vorlage ja mein Tiff ist, was also bereits gescannt und gedruckt wurde. Man würde also winzige Pixel-Unterschiede über die Ziffern hinweg erwarten, wie es z.B. in den grünen Gruppen der Fall ist.
Edit: Ein Leser hat diese interaktive Visualisierung erstellt, da kann man ganz genau sehen, wie identische Zahlen über die erste Seite des PDF wiederverwendet werden. Wow! Danke!
Offen gesagt hat das alles zusammen uns beide umgehauen, und in den letzten Stunden hat Xerox daran gearbeitet, das Problem auf eigenen Maschinen zu replizieren. Unglücklicherweise kam heraus, dass Xerox ebenfalls vertauschte Zahlen gefunden hat.
Es könnte beispielsweise sein, dass winzige Artefakte das Vertauschen begünstigen (das Tiff ist wie gesagt immerhin schon gescannt gewesen und wurde dann ausgedruckt und wieder gescannt, wobei die Sechsen aber perfekt lesbar geblieben waren). Allerdings ist das nur eine Vermutung, hierüber besteht keine Sicherheit, dafür ist es zu früh.
Ich schreibe diesen Artikel in enger Zusammenarbeit mit Xerox. Xerox will das ganze verstehen, und sie hören auch zu. Sie untersuchen die Sache und werden bald ein Statement abgeben.
Edit: Da ist schon das Statement, wieder von Vizepräsident Rick Dastin.
Edit: Wenn ihr auf die englische Version dieser Seite klickt, gibt es einen Originalkommentar von Francis Tse.