Xerox-Patch vorab getestet
Gerade habe ich die Vorabtestversion des Xerox-Softwareupdates erhalten. Im Telefongespräch mit Rick Dastin, Francis Tse und noch einigen anderen habe ich Update auf einem WorkCentre 7545 live eingespielt und meine üblichen Tests laufen lassen.
Das Ergebnis erfreut: Ich konnte keine fehlerhaften Zahlen sehen (das ist natürlich keine absolute Garantie, da ich kein Bildverarbeitungsexperte bin – es ist aber ein großer Unterschied zu vorher, wo ich jeweils nach ein paar Sekunden die ersten falschen Zahlen sehen konnte).
Zur Technik: Der Patch schmeißt aus allen Kompressionsmodi das Pattern Matching hart raus. Das ist ziemlich genau, was ich in und nach der ersten Telefonkonferenz mit Rick Dastin und Francis Tse gefordert hatte. Meiner Meinung nach ist die Entscheidung die einzig richtige, denn sie bietet Rechtssicherheit bei Scans. Nun kann man mit schlechter Auflösung und niedrigster Bildqualität zwar ein hässliches und leicht größeres Dokument erhalten, aber wenigstens kommen die hässlichen Zeichen von dort, wo man sie auch her erwartet. Man kann jetzt auch klar sehen, wie Zahlen immer leicht unterschiedlich aussehen, wie man es erwarten würde.
Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht – Rick Dastin hat weiter gesagt, dass die Zahl der betroffenen Geräte in die Hunderttausende geht. Aus diesem Grund werden noch einige weitere Tests durchgeführt, bevor das Update öffentlich ausgerollt wird.
Edit: Hier ist auch ein Update der Pressemeldung. Und, erkennt ihr das Blatt Papier wieder, was der Kerl auf dem Foto in der Hand hat?
Zur deutschen Presse
Edit2: Mich haben jetzt schon mehrere gefragt, warum die Geschichte eigentlich weltweit durch die Medien geprügelt wird, und es gleichzeitig in Deutschland so eine Zurückhaltung gibt. Erstmal muss ich den Eindruck bestätigen: In der Tat kommen zu der Sache die wenigsten meiner Hits und Medienanfragen aus meinem Heimatland. Ich kann da immer nur sagen, dass die Medien hier vielleicht zu abgestumpft sind, die wirkliche Tragweite zu verstehen (Ausnahmen bestätigen die Regel, und diese Ausnahmen fühlen sich hoffentlich hier nicht angesprochen, auch wenn ich jetzt keine Namen nennen werde).
Hunderttausende betroffene Geräte, in jedem Lebensbereich? Damit wahrscheinlich zig Millionen direkt betroffene, vielleicht gefährdete Menschen weltweit, und hunderte male mehr indirekte, die von irgendeinem einen Scan mit falschen Daten erhalten haben? Über 8 Jahre hinweg? Zigtausend Unternehmen weltweit, die erhebliche Kosten in Kauf nehmen müssen, um Jahre an Datenbestand zu überprüfen oder neu zu erzeugen?
In den USA vergleichen sie das ganze nicht völlig zu Unrecht mit dem legendären Pentium-Bug, wobei der nur eineinhalb Jahre unentdeckt blieb und mutmaßlich seltener auftritt, und hier kommt fast nichts? Im Ernst?
Ein deutscher Journalist meinte zu mir, er hätte versucht, das bei einem renommierten deutschen Nachrichtensender in die Abendnachrichten zu bringen, aber sie wollten unbedingt eine Story, dass direkt die Kopien falsch sind, und nicht „nur“ die Scans. Profitipp vom Informatiker: Wenn man den Scan druckt, hat man eine Kopie. Und noch schlimmer, man kann sogar von dem gleichen Scan jahrelang immer weiter Ausdrucke (sprecht mir nach, liebe Kinder: Kopien) ziehen. Oder man arbeitet am Bildschirm damit. Ohne Papier! Ja, selbst ohne Papier können falsche Zahlen Schaden anrichten. Kein Scherz! Echt jetzt! – Nein! – Doch! – OH!
Wenn sie also eine Direktkopierstory wollen, dann sollen sie die eben wollen. Ich bin nicht bereit, die Story aufzubauschen. Was ich dagegen will, sind Journalisten, die die Tragweite eines Ereignisses zum einen absehen können, und zum anderen ins Triggering ihrer Berichterstattung mit einbeziehen. Da scheint es im internationalen Umfeld ja genug zu geben. Das ist okay für mich.